
Neue Stiftungsprofessur im Bereich Sustainable Economics in Partnerschaft mit Vontobel Stiftung
13.02.23: Die wirksame Bekämpfung des Klimawandels erfordert grundlegende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Wie können wir einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen erreichen und dabei die Wohlstandseinbussen minimieren? Welche Länder, Industrien und Unternehmen werden Gewinner und welche die Verlierer des Klimawandels sein? Wie kann eine internationale Zusammenarbeit in der Umweltpolitik erreicht werden?
Diesen und anderen Fragen gehen Forschende am Department of Economics ihm Rahmen des Forschungsschwerpunktes «Achieving a Sustainable Economy» nach. Mit der Schaffung einer Professur für Sustainable Economics am Department of Economics, gestiftet durch die Vontobel Stiftung, ist ein weiterer Meilenstein gesetzt. Vertreter:innen der Vontobel Stiftung, der Universität Zürich und der UZH Foundation und der Excellence Foundation feierten am 6.2.2023 gemeinsam diese Partnerschaft. Der Prozess zur Ausschreibung der Professur wird in den nächsten Wochen initiiert.
Das Department bedankt sich bei der Vontobel Stiftung für die Unterstützung ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit.
Bildlegende: hinten v.l.: Dominik Heitzmann (UZH Foundation), Annelise Alig Anderhalden (UZH Foundation), Katrin Polzer (Excellence Foundation), Christian Schwarzenegger (UZH), Marlies Heerdegen Lauterburg (Vontobel Foundation), Florian Scheuer (Department of Economics), Harald Gall (UZH), vorne v.l.: Maja Baumann-Brunner (Vontobel Foundation), Hans-Dieter Vontobel (Vontobel Foundation), Michael Schaepman (UZH), Peter Maurer (Vontobel Foundation)
Dina Pomeranz und Florian Scheuer erhalten SNSF Consolidator Grants
2023-02-08: Herzliche Gratulation an Dina Pomeranz und Florian Scheuer. Dina Pomeranz erhält für ihr Forschungsprojekt «Raising Money for the State: Strengthening Tax Capacity in Lower-Income Countries while Minimizing the Burden on the Poor» einen SNSF Consolidator Grant über CHF 1.75 Mio. Florian Scheuer erhält für sein Projekt «Taxing Capital Gains» einen SNSF Consolidator Grant über CHF 1.22 Mio.
Weil die Schweiz im Forschungsprogramm Horizon Europe des European Research Council (ERC) nur ein nicht-assoziiertes Drittland ist, lancierte der Schweizerische Nationalfonds (SNSF) im Auftrag des Bundes die Übergangsmassnahme SNSF Consolidator Grants 2022. Insgesamt wurden 182 Gesuche für einen SNSF Consolidator Grant 2022 eingereicht. Nach einer zweistufigen Evaluation hat der SNF entschieden, 30 Gesuche zu fördern.
UZH Postdoc Team Award
2023-01-30: Silvia Maier und Marcus Grüschow sind die Gewinner des UZH Postdoc Team Award! Herzliche Gratulation. Der neue UZH Postdoc Team Award zeichnet interdisziplinäre Postdoc-Teams für herausragende und unabhängige wissenschaftliche Leistungen aus.
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Silvia Maier und Marcus Grüschow haben sich am Department of Economics kennengelernt. «Am Institut achtete man damals darauf, dass Büros mit Personen besetzt werden, die an unterschiedlichen Forschungsfragen arbeiten», erläutert die an der Translational Neuromodeling Unit der Universität und ETH Zürich forschende Neuroökonomin Silvia Maier. «Über Gespräche ergeben sich dann plötzlich gemeinsame Forschungsideen.» So auch bei ihr und dem Psychologen und Neurowissenschaftler Marcus Grüschow. Sie forschen über Selbstregulation und Stress und befassen sich mit Fragen wie: Wer kann gut mit Stress umgehen und wer nicht? Wie kann man lernen, Stress zu kontrollieren?
Silvia Maier hatte in einem Forschungsprojekt über Selbstkontrolle bei einer Diät zeigen können, wie bei den Probanden bereits moderater Stress die Selbstkontrolle sabotierte – nicht nur starke Belastung, wie bereits bekannt. Sie hatte dazu verschiedene Hirnregionen der Testpersonen mit bildgebenden MRT-Scannern untersucht, um die neuronalen Interaktionen zwischen Stress und Selbstkontrolle zu dokumentieren. Auf dieser Datenbasis spannte sie nun mit Marcus Grüschow zusammen. Er ist Experte in Pupillometrie. Darunter versteht man die Messung und Veränderung der Pupillengrösse in Durchmesser oder Fläche.
«Die Grösse der Pupillen spielt eine Schlüsselrolle bei der Messung von Emotionen einer Person während einer Belastungssituation», erklärt Grüschow. «Lichteinfall ist nicht der einzige Faktor, der unsere Pupillengrösse beeinflusst: Eine Veränderung lässt sich auch dann erkennen, wenn die Beleuchtung gleichbleibt.» So lässt sich die Gefühlslage an den Augen ablesen: Die Pupille ist dann vergrössert, wenn wir uns freuen oder Angst haben; das vegetative, also unbewusst gesteuerte Nervensystem, sorgt dafür.
Stress regulieren
Die Forschenden beobachteten Probanden mithilfe der Pupillometrie und achteten darauf, wie die Teilnehmenden auf unerwartet starke Reize reagierten. Angsteinflössende Bilder zum Beispiel lösen nachweisbar eine Pupillenreaktion aus. Das geschieht in Millisekunden. Im Verlauf ihrer Untersuchungen konnten die Forschenden bestimmte Personen identifizieren, die auf solche Reize zwar reagierten, aber auch flexibel eine Neubewertung vornahmen. Sie nutzten erfolgreich Strategien, den emotionalen Stress zu relativieren, die Pupillengrösse verkleinerte sich. «Einige Menschen machen das sogar täglich automatisch. Diese Menschen mildern mit einem emotionalen Puffer oder einer Regulationsstrategie die stressauslösenden Auswirkungen ab», erklärt Grüschow. «Personen, die so flexibel reagieren können, sind resilient gegen Stress, während andere länger unter Stress stehen.» Letztere Personen könnten gefährdet sein, an belastenden Situationen zu erkranken.
Überlastung vorbeugen
«Es ist nicht trivial, zu messen, ob Personen ihre Emotionen zu einem bestimmten Zeitpunkt regulieren, und – was noch wichtiger ist – vorherzusagen, wie erfolgreich sie dabei sein werden. Diese Fragen sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die angewandte Forschung von grösster Bedeutung, denn Unflexibilität oder die Unfähigkeit, Emotionen durch Strategien zu regulieren, ist ein Kennzeichen von Krankheiten wie Depressionen, Essstörungen, Drogenmissbrauch und posttraumatischen Belastungsstörungen», sagt Silvia Maier.
Die Messung der Pupillenerweiterung könnte in Zukunft dazu verwendet werden, Personen, die zu stark auf Stress und emotionale Reize reagieren, über ein Feedback zur Pupillenerweiterung zu trainieren, und damit ihre Stress-Resilienz zu verbessern. Dies ist eines der laufenden Projekte, die Silvia Maier und Marcus Grüschow weiterverfolgen.
Nobelpreisträger Joshua Angrist besucht das Department of Economics
2023-01-26: Wir hatten kürzlich das Vergnügen, Nobelpreisträger Joshua Angrist (MIT) am Department begrüssen zu dürfen. Nachdem er eine seiner aktuellen Forschungsarbeiten vorgestellt hatte, unterhielt er sich mit Student:innen und Forscher:innen des Departments und nahm sich die Zeit, um über seine lebenslange Leidenschaft für ökonometrische Methoden zu sprechen.
Lesen Sie den Artikel auf Linked-in (English)
Wozu Ökonomik
2023-01-25 Nick Netzer veröffentlicht in der NZZ einen Gastkommentar zum Thema «Wozu Ökonomik». Darin argumentiert er, dass die öffentliche Wahrnehmung der Ökonomik häufig nicht mit der Realität übereinstimmt.
Ein Nachdruck des Artikels auf Linkedin
Keine unerwünschten Nebenwirkungen von finanziellen Anreizen bei der Covid-19 Impfung
2023-01-15: Finanzielle Anreize funktionieren in vielen Bereichen, sind aber umstritten. Kritiker befürchten, dass Anreize, die ein bestimmtes Verhalten herbeiführen sollen, eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen nach sich ziehen können. Diese Bedenken widerlegt eine aktuelle Studie.
Florian Schneider, Ökonom an der Universität Zürich hat die Pandemie dazu genutzt eine Frage zu beantworten, die die Verhaltensökonomie schon lange umtreibt: Führen finanzielle Anreize, die gesellschaftlich erwünschtes Verhalten fördern sollen, langfristig zu mehr Schaden als Nutzen?
Mögliche langfristige Auswirkungen von finanziellen Anreizen
Forscher:innen und Politiker:innen äussern seit Jahrzehnten ihre Bedenken: Finanzielle Anreize würden die intrinsische und prosoziale Motivation verdrängen, die zivilgesellschaftliche Verantwortung aushebeln und die Einstellung fördern, dass man für alles, was der Gemeinschaft dient, persönlich entschädigt werden sollte. Hinzu kommen moralische Überlegungen, erklärt Florian Schneider: «Unterwandern solche Anreize die Selbstbestimmung, indem Menschen dazu verführt werden, gegen die eigenen Werte zu handeln? Und reduzieren sie damit das Vertrauen in die Massnahme selbst und in öffentliche Institutionen»?
Um diese Befürchtungen zu prüfen untersuchte Florian Schneider gemeinsam mit einer internationalen Forschergruppe eine Reihe von potentiell negativen Konsequenzen anhand einer aktuellen und breit diskutierten Massnahme: Finanzielle Anreize für die Covid-19 Impfung. Die Daten dazu fand er in Schweden. 2021 nahmen über 5000 Personen an einer Studie teil, an der einem Teil der Gruppe umgerechnet ca. 20 Franken für die erste Covid-Impfung angeboten wurde. Diese Daten ergänzten die Forscher mit Datensätzen zu Demographie, Einkommen und Einstellungen.
Der finanzielle Anreiz erhöhte die Impfquote von 72 auf 76 Prozent. Florian Schneider und seine beiden Koautoren Armando Meier (Universität Lausanne) und Pol Compos-Mercade (Universität Lund) interessierten sich aber vor allem für den Einfluss des finanziellen Anreizes auf die folgenden Aspekte:
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- Bereitschaft zur zweiten und dritten (Booster) Impfung — ohne finanziellen Anreiz
- Bereitschaft Blut zu spenden
- Annahmen über die Sicherheit und Effektivität der Impfung
- Vertrauen in Impfanbieter (Pharmafirmen, Gesundheitsbehörden, Forschende)
- Gefühl der Selbstbestimmung beim Entscheid zur Impfung
- Moralische Überzeugungen und zivilgesellschaftliche Verantwortung
Keine unerwünschten Nebenwirkungen
Die Resultate sprechen eine klare Sprache: «Unsere Untersuchung gibt Entwarnung: Wir fanden in keinem der obengenannten Bereiche unerwünschte Nebenwirkungen durch einen moderaten finanziellen Anreiz für die Covid-19 Impfung», fasst Florian Schneider die Erkenntnisse zusammen. Besonders erwähnenswert ist, dass die Forschenden keinen Auswirkungen auf die Einstellungen zur zivilgesellschaftlichen Verantwortung des Einzelnen, den moralischen Überzeugungen oder dem Gefühl der Selbstbestimmung fanden.
Ein Vorbehalt bleibt jedoch, wie Florian Schneider festhält: «Unsere Daten stammen aus einem wohlhabenden, westlichen Land und basieren auf einem moderaten finanziellen Anreiz. Wir wissen noch nicht, ob sich die Befunde auch auf ärmere Länder oder auf sehr hohe finanzielle Anreize verallgemeinern lassen».
Anerkennung für den Nachwuchsökonomen
Dass seine Forschung in Nature, einem der führenden wissenschaftlichen Publikationen publiziert wurde, ist für den Ökonomen, der 2020 seinen Doktortitel erlangte, sehr erfreulich. «Die Frage beschäftigte mich schon länger. Ich hatte Glück, dass ich interessierte Koautoren fand und wir Zugriff auf einen aktuellen und umfassenden Datensatz hatten, mit dem wir eine der grossen Fragen unseres Fachs, zumindest ansatzweise, beantworten konnten».
Schneider, F.H., Campos-Mercade, P., Meier, S. et al. Financial incentives for vaccination do not have negative unintended consequences. Nature (2023). https://doi.org/10.1038/s41586-022-05512-4
Florian Scheuer und Björn Bartling: Chairman und Vice Chairman
01-01-2023: Florian Scheuer, bisher Vice Chairman, ist neu Chairman des Department of Economics. Björn Bartling übernimmt als Vice Chairman .
Florian Scheuer ist seit 2016 am Department und UBS Foundation Professor of Economics of Institutions. Seine Forschung verbindet die Bereiche öffentliche Finanzen, Wirtschaftstheorie, Makroökonomie und politische Ökonomie. Seine Arbeiten wurden unter anderem in der American Economic Review, dem Journal of Political Economy, dem Quarterly Journal of Economics und der Review of Economic Studies veröffentlicht.
Björn Bartling, Professor of Behavioral and Experimental Economics, ist seit 2011 am Department. In seiner Forschung setzt er empirische Methoden ein, um die Auswirkungen sozialer und moralischer Motivationen in wirtschaftlichen Kontexten zu untersuchen. Björn Bartling ist ausserdem Gastprofessor am Centre for Experimental Research on Fairness, Inequality and Rationality (FAIR) - The Choice Lab, NHH Norwegian School of Economics, und fungiert als Associate Editor für das Journal of the European Economic Association und für Management Science.
Ralph Ossa wurde ab Januar 2023 zum Chief Economist der WTO ernannt. Er bleibt unserem Department verbunden, ist aber von seinem Amt als Chairman zurückgetreten.
Wir wünschen allen viel Erfolg in ihren neuen Aufgaben.
Widersprüchliche Motive steuern das Gerechtigkeitsempfinden
05-12-2022: Viele gesellschaftliche Konflikte beruhen auf einer als unfair wahrgenommenen Ressourcenverteilung. In einem kürzlich in PNAS publizierten Paper haben Christian Ruff und Jie Hu untersucht, welche Motive die Beurteilung von Verteilungsgerechtigkeit beeinflussen. Sie zeigen, dass dabei nicht nur die Aversion gegen Ungleichheit eine Rolle spielt, sondern auch die Abneigung, jemandem Schaden zuzufügen und bestehende soziale Rangfolgen auf den Kopf zu stellen.
Wie die Forschung zeigt, spielen zwei Motive eine besonders wichtige Rolle bei der Beurteilung von Verteilungsgerechtigkeit: Die Aversion gegenüber Ungleichheit und die Abneigung, jemandem Schaden zuzufügen. Wie diese beiden Motive interagieren, untersuchte ein Team um die Neuroökonomen Jie Hu und Christian Ruff, indem die Hirnaktivität der Probanden mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) aufgezeichnet wurde.
Die Probanden waren im Allgemeinen bereit, eine Person finanziell schlechter zu stellen, um Ungleichheit zu verringern – besonders wenn die anfängliche Ungleichheit gross war. Allerdings gab es eine Grenze: Eine Umverteilung, bei der die ursprünglich bessergestellte Person plötzlich schlechter gestellt wurde als die andere, wurde nicht gewählt, auch wenn sie insgesamt zu mehr Gleichheit geführt hätte.
Interview mit Christian Ruff (ab Min 35:53)
Congratulations
16-11-2022: Aktuelle Auszeichnungen, Preise und Wahlen
Joachim Voth wurde von der Econometric Society zum «Fellow» gewählt. Fellows repräsentieren die höchste Autorität auf dem Gebiet der Wirtschaftstheorie. Die Econometric Society ist eine internationale Gesellschaft zur Förderung der Wirtschaftstheorie im Bereich der Statistik und der Mathematik.
Dina Pomeranz und ihr Team erhielten den Innovation in Teaching Award der European Economic Association (EEA) für ihre Arbeit mit dem Graduate Applications International Network (GAIN), das Studierende aus allen afrikanischen Ländern bei der Aufnahme eines Wirtschaftsstudiums unterstützt.
David Hémous erhält den European Award for Researchers in Environmental Economics under the Age of Forty für seine bedeutenden Beiträge zur Analyse der Rolle des technologischen Wandels, der Dynamik der Wirtschaft und des Klimawandels.
Sandro Ambühl und Co-Autoren gewinnen den 2022 Exeter Prize für ihre Arbeit "What motivates paternalism? An experimental study".
Sandro Ambühl erhält ein SNSF Starting Grant des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) für sein Projekt Positive Welfare Economics.
David Dorn ist in den Rat der European Economic Association (EEA) gewählt worden. Seine Amtszeit beträgt fünf Jahre und beginnt am 1. Januar 2023. Zusammen mit Dina Pomeranz und Florian Scheuer hat das Departement nun drei Vertreter in diesem wichtigen Gremium zur Förderung der Wirtschaftswissenschaften.
SNF Starting Grant an Sandro Ambühl
11-11-2022: Sandro Ambühl erhält vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) einem SNF Starting Grant über 1,3 Mio. Franken für sein Projekt «Positive Welfare Economics». Herzlichen Glückwunsch.
Frühe Selbstregulation fördert den Bildungserfolg von Kindern
13-10-2022: Eine Studie der Universitäten Zürich und Mainz zeigt: Werden Erstklässlerinnen und Erstklässler bereits in der Primarschule gefördert, ihre Aufmerksamkeit und Impulse zu steuern, hat dies eine nachhaltige Wirkung auf den weiteren Bildungserfolg der Kinder.
Selbstregulation ist die Fähigkeit, Aufmerksamkeit, Emotionen und Impulse zu steuern sowie individuelle Ziele konsequent zu verfolgen – eine Kompetenz, die nicht auf Anhieb mit jungen Kindern in Verbindung gebracht wird. Spätestens die pandemiebedingten Schulschliessungen und die steigende Nutzung digitaler Medien haben jedoch gezeigt, wie wichtig diese Kompetenzen bereits im Kindesalter sind.
Bisherige Studien belegen, dass selbstregulierte Kinder als Erwachsene später im Durchschnitt über ein höheres Einkommen, eine bessere Gesundheit und eine höhere Lebenszufriedenheit verfügen. Zudem zeigt sich, dass die Selbstregulation bereits im Kindesalter gezielt gestärkt werden kann. Wie also kann eine solche Förderung auf Primarstufe integriert werden, ohne viel Unterrichtszeit zu beanspruchen? Wie vermittelt man jungen Schülerinnen und Schülern eine abstrakte Selbstregulationsstrategie? Hat ein solcher Unterricht das Potenzial, den langfristigen Bildungserfolg der Kinder zu verbessern?
Prof. Voth zum Econometric Society Fellow gewählt
26-09-2022: Joachim Voth wurde von der Econometric Society zum Fellow gewählt. «Fellows» repräsentieren die höchste Autorität auf dem Gebiet der Wirtschaftstheorie. Die Mitglieder nominieren jedes Jahr im Herbst neue Fellows. Seit ihrer Gründung hat die Econometric Society 700 Fellows gewählt; 69 von ihnen haben den Nobelpreis erhalten. Joachim Voth ist nach Ernst Fehr die zweite Person am Department of Economics, dem diese Ehre zuteilwird. Prof. Voths Spezialgebiet ist die Wirtschafts- und Finanzgeschichte. Seine Forschungsergebnisse wurden in vier der fünf wichtigsten wirtschaftswissenschaftlichen Zeitschriften sowie in Büchern und Fachzeitschriften veröffentlicht. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören das langfristige Wirtschaftswachstum, die Geschichte der Staatsverschuldung, Ursachen und Folgen des politischer Polarisierung, und die Wirtschaftsgeschichte der industriellen Revolution.
Fellows of the Econometric Society 2022
Fernunterricht führte zu schlechteren Lernergebnissen während der Pandemie
2022.05.30 : "Wie viel haben die Kinder während der Pandemie im Fernunterricht wirklich gelernt?" Und warum diese Frage wichtig ist.
Ende März 2022 waren die Schulen in 23 Ländern immer noch geschlossen, was 400 Millionen Kinder weltweit betraf und zu enormen Lernverlusten führte, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Die Situation ist für diese Länder nach wie vor kritisch, da die Impfquoten stagnieren und Druck in Richtung Schulschliessungen ausgeübt wird.
Guilherme Lichand, Professor für Wirtschaftswissenschaften und Vorsitzender des Center for Child Well-being and Development (CCWD), und Onicio Leal Neto, Postdoktorand, führten eine Studie in Brasilien im Bundesstaat São Paulo durch und kamen zu einigen erstaunlichen Ergebnissen:
Der Fernunterricht hat in der Tat zu schlechteren Lernergebnissen während der Pandemie geführt, und zwar über andere direkte Auswirkungen von COVID-19 hinaus, und längere Schulschliessungen haben diese Auswirkungen zusätzlich verstärkt.
Die Schüler der Mittel- und Oberstufe in São Paulo lernten nur 40 % des Unterrichtsstoffs in Portugiesisch und 20 % in Mathematik im Vergleich zu den Schülern, die vor Ort unterrichtet wurden. Die Schüler berichteten, dass sie im Durchschnitt nur 27,5 % dessen lernten, was sie im Präsenzunterricht gelernt hätten, und die Zahl der Schulabbrecher könnte von 10 % auf 35 % gestiegen sein.
Zusammenfassung der Studie im Blogbeitrag in «Nature Human Behavior»
Schon wenig Alkohol ist womöglich schlecht für das Gehirn
2022.03.07: Schon ein einziges Glas Wein pro Tag könnte die Gehirnstruktur verändern: Bereits mässiger Alkoholkonsum geht einher mit einem kleineren Hirnvolumen sowie einer verringerten Masse der grauen und weissen Hirnsubstanz.
Dass chronisch übermässiger Alkoholmissbrauch der Gesundheit schadet, ist bekannt. Allerdings sind die bisherigen Erkenntnisse darüber widersprüchlich, ob leichter bis mässiger Alkoholkonsum ähnlich negative Folgen haben könnte.
Gökhan Aydogan, Postdoktorand am Zurich Center for Neuroeconomics, war Teil des internationalen und interdisziplinären Forschungsteams, das eine riesigen Stichprobe von 36'678 Erwachsenen aus Grossbritannien untersuchte. «Wir fanden bereits negative Assoziationen zwischen Alkoholkonsum und Gehirnstruktur bei Personen, die nur ein bis zwei Alkoholeinheiten pro Tag konsumierten», fasst er die Erkenntnis zusammen. In der Studie galt ein Pint Bier (rund ein halber Liter) oder ein grosses Glas Wein (1,75 Deziliter) als zwei Alkoholeinheiten.
Auswirkungen sind schlimmer, je mehr man trinkt
Die Studie gibt Hinweise darauf, dass die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf das Gehirn exponentiell sind. Gökhan Aydogan erklärt: «Das letzte Bier ist nicht nur für den Kater verantwortlich, sondern wirkt sich auch stärker negativ auf das Gehirnalterung aus als alle vorangegangenen an einem Tag». Die Forschenden gehen davon aus, dass die Hirnalterung bereits bei einer Einheit Alkohol pro Tag im Vergleich zu überhaupt keinem Alkohol rund ein Jahr beträgt. Bei vier Einheiten pro Tag liegt der Unterschied der Gehirnalterung bei zehn Jahren.
Die Autoren betonen allerdings, dass es das Studiendesign nicht darauf ausgelegt war, einen kausalen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und der Veränderung der Hirnstruktur herzustellen, also eine Ursache-Wirkung-Beziehung zu belegen. Weitere Untersuchungen hierzu wären deshalb von hohem Interesse.
Artikel in Nature Communications
Der Ukraine-Krieg, die SWIFT-Sanktionen und der Renminbi als internationale Währung
2022.03.04: Mathias Hoffmann hat kürzlich im schweizerisch-italienischen Radio RSI einige Interviews gegeben, in denen er die wirtschaftlichen Auswirkungen der SWIFT-Verbotsmassnahmen analysiert, die nach der Invasion der Ukraine ergriffen wurden. Zwar haben die SWIFT-Sanktionen kurzfristig Auswirkungen auf die russische Wirtschaft, doch erklärt Mathias Hoffmann, dass auf längere Sicht einige Anpassungen unweigerlich vorgenommen werden. China wird wahrscheinlich zu einem grösseren Drehkreuz werden, um russisches Öl und Gas auf die Weltmärkte zu lenken, was eine einzigartige Gelegenheit für China darstellen könnte, einen entscheidenden Schritt zu unternehmen, um den Renminbi als ernsthaften Rivalen des Dollars zu etablieren.
"Europa ist noch immer ein Protektorat der USA"
2022.02.27: Wenn Geschichtswissenschaft hilft, die gegenwärtigen Weltereignisse besser zu verstehen. In einem Interview in der Sonntagszeitung spricht Tobias Straumann, Wirtschaftshistoriker, über die Invasion der Ukraine durch Russland, eine seit dem zweiten Weltkrieg einmalige Situation, deren Ursprünge zum Teil weit zurückgehen.
Soziale Herausforderungen durch Social Entrepreneurship angehen
Das Social Entrepreneurship Seminar von Guilherme Lichand fordert Studierende auf, eine soziale Herausforderung zu lösen, indem sie eine Idee und einen tragfähigen Businessplan entwickeln. Die Studierenden erwerben praktische Fähigkeiten, wie die Ausarbeitung einer Geschäftsidee und die Erstellung eines Businessplans, wie man Social Impact misst, eine Idee vor Finanzierungsgremien präsentiert und mit Rückschlägen umgeht. Ebenso erhalten die Studierenden eine/n Mentor/in zur Seite.
Zum Auftakt des diesjährigen Seminars wurden die Teilnehmer zu einer privaten Vorführung von zwei Filmen eingeladen: Machines, ein Porträt von Arbeitern in einer indischen Textilfabrik und Invisible Demons, ein immersiver Dokumentarfilm über die Auswirkungen des Klimawandels.
In der Einleitung zur Podiumsdiskussion erklärte Guilherme Lichand, wie die poetischen und zugleich bedrückenden Dokumentarfilme ihn zwischen Hoffnung und Verzweiflung über die Herausforderungen, denen die Welt heute gegenübersteht, schwanken lasssen. Rahul Jain, der Regisseur beider Filme, Simona Scarpaleggia, Cedric Mutz und Guilherme Lichand tauschten anschliessend ihre Sichtweisen und Erfahrungen mit Projekten im Bereich social Entrepreneurship aus.
Zum Artikel (in Englisch)
Die Besteuerung der "Superreichen"
2022.01.31: Der Anteil des Einkommens und des Vermögens der reichsten Haushalte hat über die letzten Jahrzehnte stark zugenommen.
In einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) geht Florian Scheuer, UBS Foundation Professor für Wirtschaft, auf Besteuerungswege ein, die auf «Superreiche» angewendet werden oder werden könnten, und beleuchtet deren Vor-, aber auch Nachteile.
Zu dem Beitrag in der "FAZ" (PDF, 288 KB)
Wer welche Verbrechen begeht
2022.01.31: Was führt dazu, dass manche jungen Männer straffällig werden und andere nicht? Eine internationale Studie zeigt, dass Präferenzen wie Risikobereitschaft, Ungeduld und Altruismus sowie die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung Delinquenz voraussagen.
Die ökonomische Theorie besagt, dass weniger gebildete, risikofreudige, ungeduldige und egoistische Personen eher kriminell werden als gebildete, risikoscheue, geduldige und selbstlose Personen. Diese Hypothese wissenschaftlich zu überprüfen, ist aber nicht so einfach. Bildungsstand und sozioökonomische Faktoren von verurteilten Kriminellen lassen sich zwar relativ gut mit denen der nicht kriminell gewordenen Bevölkerung vergleichen. Bei Risikofreude, Geduld und Altruismus gestaltet sich die Erfassung aber schwieriger. Ernst Fehr und ein internationales Team von Ökonomen hat in einer neuen Studie Informationen über die Risiko-, Zeit- und sozialen Präferenzen von jungen Männern mit Faktoren wie Bildungsgrad, Einkommen, Selbstkontrolle und strafrechtlichen Verurteilungen zusammengeführt. Junge Männer mit höherer Risikobereitschaft und Ungeduld begehen eher Eigentumsdelikte, während Personen mit weniger Selbstkontrolle eher zu Gewalt, Drogen- und Sexualdelikten neigen.
Florian Scheuer zum Economic Theory Fellow gewählt
2022.01.04: Die Society for the Advancement of Economic Theory (SAET) ernennt Florian Scheuer zum Economic Theory Fellow. Economic Theory Fellows werden aufgrund ihrer wissenschaftlichen Exzellenz, Originalität und Führungsqualitäten, hohen ethischen Standards sowie ihrer wissenschaftlichen Leistungen gewählt. Die wichtigste Voraussetzung für die Aufnahme ist, dass ihre Arbeit die ökonomische Theorie wesentlich weiterentwickelt hat. Herzlichen Glückwunsch!
Society for the Advancement of Economic Theory (SAET)
Karriereknick Mutterschaft – Dossier von Josef Zweimüller im «Schweizer Monat»
2021.12.03: Noch immer gibt es erhebliche Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern. Der grösste Teil der Gehaltsschere ist nach wie vor auf Mutterschaft zurückzuführen. Denn ab der Geburt des ersten Kindes fallen die Gehälter von Müttern stark hinter jene von Männern und kinderlosen Frauen zurück. Der "Child Penalty" misst den Einkommensunterschied zwischen Müttern und Frauen ohne Kinder. Schweizer Mütter verdienen im Durchschnitt im Jahr nach der Geburt des ersten Kindes 60 Prozent weniger als vor der Mutterschaft. Dieser Wert bleibt in den Folgejahren konstant. Die Schweiz hat sogar einen der höchsten Child Penaltys der OECD-Länder.
Empirische Studien haben gezeigt, dass familienpolitische Massnahmen wie verlängerter Elternurlaub, jahrelange Arbeitsplatzgarantie oder vergünstigte Kinderbetreuung den Child Penalty nur kurzfristig beeinflussen. Geschlechternormen – genauer gesagt die Rolle der Frau im Spannungsfeld von Familie und Beruf – spielen beim Gesamtmass des Child Penalty eine grössere Rolle: Je konservativer das Umfeld, desto höher der Child Penalty. In konservativen Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz ist der Child Penalty um ein Vielfaches höher als in den gesellschaftlich liberalen Ländern Skandinaviens. Deshalb plädiert Joseph Zweimüller dafür, die Faktoren besser zu untersuchen, die dafür verantwortlich sind, dass an den konservativen Geschlechternormen festgehalten wird, um schliesslich die bestehenden Ungleichheiten zwischen Männtern und Frauen abbauen zu können.
Global Gateway – EU Konkurrenzprojekt zur «Neuen Seidenstrasse»
2021.12.01: China hat mit seinem Projekt «Neue Seidenstrasse» in vielen Ländern viel Geld in Infrastrukturprojekte investiert. Nun setzt die EU mit ihrem Konkurrenzprojekt «Global Gateway» ein starkes geopolitisches Gegengewicht. 300 Milliarden Euro will die EU für Umweltschutz, Gesundheit, Energie und Transport in Schwellen- und Entwicklungsländern investieren. Das Projekt soll einerseits lokale Bedürfnisse erfüllen und andererseits die globalen Herausforderungen anpacken können, so EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dies ist ein neuer strategischer Ansatz für Investitionen. Anders als China will die EU bei der Finanzierung die Privatwirtschaft einbinden. Die Länder, in denen investiert wird, sollen mit der EU eine vertrauenswürdige Partnerin haben. Den EU-Staaten soll «Global Gateway» Wettbewerbsvorteile bringen, betont von der Leyen.
Wie realistisch ist dieses Vorhaben angesichts der enormen Anstrengungen Chinas? Die europäische Antwort darauf unterscheidet sich vor allem in zwei wesentlichen Punkten, erklärt Ralph Ossa: «Zum einen, was das Investitionsvolumen angeht. Der chinesische Plan ist ungefähr dreimal grösser als der europäische. Der zweite grosse Unterschied liegt in den Investitionsschwerpunkten. Die Chinesen investieren vor allem in Transportinfrastruktur. Die Europäer setzen andere Schwerpunkte, zum Beispiel bei der Digitalisierung.» Die EU kann, so Ossa, mit ihrem Programm eine wertvolle Alternative bieten für jene Länder, die bisher gar keine andere Wahl hatten, als mit den Chinesen zusammenzuarbeiten, weil sie die Infrastrukturprojekte dringend benötigen.
Die Zurich Graduate School of Economics sucht neue Doktorierende
ECON Teaching Center erhält Lehrkredit für Projekt zur Gamification von Lerninhalten
2021.10.22: Mit dem Lehrkredit fördert die Universität Zürich Innovationen in der Lehre und die Weiterentwicklung von bereits bestehenden Lehrformaten. Das ECON Teaching Center erhält für seine Projektidee einen Lehrkredit der UZH. Ziel des Projektes «Gamification der Lerninhalte» ist es, die Lernmöglichkeiten der Studierenden um eine spielerische Methode zu erweitern. Ein browserbasiertes Spiel soll die Vorlesungsinhalte aufnehmen und mit Kompetenzerleben, Selbstbestimmung, sozialer Einbindung und Bedeutung kombinieren. Auf spielerische Weise werden die Studierenden durch alle Taxonomiestufen in einer Spieleinheit geleitet. Das Projekt führt zu mehr aktiver Lernzeit und einem Verständnis der Anwendungen der Lerninhalte in der Praxis. Mehrwert für die Lehre ergibt sich aus interdisziplinärer Übertragbarkeit, Portfolioerweiterung der Lehrmöglichkeiten und effizienter Anwendung der Taxonomiestufen. Das Spiel wird für das von Prof. Ulf Zölitz unterrichtete Modul Mikroökonomik 1 entwickelt.
Florian Scheuer - New Chairman of the Department of Economics
01-01-2023: Florian Scheuer is the new Chairman of the Department of Economics.
He is the UBS Foundation Professor of Economics of Institutions. His research connects the fields of public finance, economic theory, macroeconomics and political economy. His work has been published in the American Economic Review, the Journal of Political Economy, the Quarterly Journal of Economics and the Review of Economic Studies, among other journals.
Florian Scheuer is an Editorial Board Member of the Review of Economic Studies and was a Co-Editor of Theoretical Economics from 2018 to 2022. He is a Co-Director of the Working Group on Macro Public Finance (MPF) at the National Bureau of Economic Research (NBER) in Cambridge, and a Research Fellow of the Centre for Economic Policy Research (CEPR) in London and the Center for Economic Studies/ifo Institute (CESifo) in Munich. He was awarded an ERC Starting Grant for his project “Inequality: Public Policy and Political Economy” in 2017 and the Hermann Heinrich Gossen Prize for the best economist under the age of 45 in German-speaking countries in 2021.
We wish him much success in this new role.